Was Lesen mit Intelligenz zu tun hat?

Es ist noch nicht allzu lange her, dass der Besitz von Büchern der Inbegriff von Bildung und ein Anzeichen für hohe Intelligenz war.
Wer handgemalte Bücher sein Eigen nannte, verfügte über enormes Wissen. Nicht umsonst waren wertvolle Schriften und Bücher dem Klerus und Adel vorbehalten. 
Wer lesen konnte, war gebildet und eine hohe Bildung wurde hoher Intelligenz gleichgesetzt.

Heute kennen wir viele Formen der Intelligenz und  das Eigentum an Büchern und die Kunst des Lesens ist nur ein geringer Indikator für die geistigen Fähigkeiten eines Einzelnen.
Nichtsdestoweniger besteht bei dieser Thematik ein enger und nicht zu vernachlässigender Zusammenhang.

Die Bedeutung der Sprache

Der Erwerb der Sprache gilt als Meilenstein der Evolution. Erst die Entwicklung der Sprache macht uns zum Menschen und ermöglicht uns komplexere Sachverhalte zu ergründen. Ein reicher Wortschatz führt zu detaillierten Beschreibungen und nur durch die Sprache wird bewusstes Denken ermöglicht.
Dies unterscheidet uns von den Tieren, so heißt es. Ich möchte das stark bezweifeln und jedem raten, einem Schwarm von Zugvögeln beim Training von Flugmanövern einfach mal  eine Weile zuzuhören.
Das sinnentnehmende Lesen längerer, zusammenhängender Texte fördert den eigenen Wortschatz und sorgt für gedankliche Verknüpfungen fachlicher Inhalte, die danach aus dem Gedächtnis abgerufen werden können.
Es besteht daher ein klarer Zusammenhang zwischen komplexem Denken und der durch Erzählen und Lesen erworbenen Sprache.

Auch heute noch lässt sich der anfangs geschilderte Bezug herstellen. Es ist weitreichend bekannt, dass gerade in bildungsferneren Haushalten keine Bücher zu finden sind, während junge Menschen aus studentischen Kreisen schon seit frühen Kindertagen auf Bücher und Zeitschriften zugreifen können.

Modernes Lesen und der Mangel an Intelligenz

Das Problem

All diese Vorüberlegungen bringen uns zu der alles entscheidenden Frage: Fördern moderne Bücher die Intelligenz?
Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich mit nachfolgenden Denkanstößen anregen:

  • Wird moderne Unterhaltungsliteratur von Autoren geschrieben, um die Intelligenz der Leser zu fördern oder ist die Zielsetzung der Autoren heutzutage ähnlich wie in der Filmindustrie einzuschätzen?
  • Raten moderne Schreibratgeber zur Verwendung einer komplexeren Sprache, zu langen Sätzen, einem bildhaften Schreibstil und einer tiefen mit Hintergrund versehenen Geschichte oder zeichnet sich moderne Unterhaltungsliteratur in erster Linie durch ihre Einfachheit aus?
  • Werden Bücher in der Gesellschaft als die wertvolle Ressource betrachtet, die sie sein sollten, oder erwirbt man Literatur als Wegwerfprodukte im modernen Kaufrausch? Dienen Bücher und Zeitschriften der schnellen Unterhaltung, der Ablenkung vom Alltag oder dem nachhaltigen Wissenserwerb, den eine komplexe zum Denken anregende Geschichte für den Leser bereithält?
  • Werden Bücher vom Leser richtig konsumiert? Kann es wirklich sinnvoll sein, Geschichten auf kleinen Bildschirmen und in der Hektik des Alltags zu lesen oder sollte man sich die Zeit und die Ruhe nehmen, die eine gutes Buch mit einer komplexen Geschichte verdient?
  • Kaufen Leser interessante und komplex geschriebene Geschichten oder aufwendig gestaltete Buchumschläge mit Farbschnitten die sich gut in ein Regalsystem aus bekannten Möbelhäusern einsortieren lassen und die eigene Wohnumgebung verschönern?

Was Sie selber tun können

Leseatmosphäre

Schaffen Sie sich eine ruhige Leseatmosphäre und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Lektüre Ihrer Wahl.
Eine gute Geschichte muss sich erst langsam entfalten und kann sie aufwühlen und zu Ihrer Entspannung beitragen zugleich.
Eine wohlig eingerichtete Leseecke und ein gutes Glas Wein können wahre Wunder bewirken.
 

Buchempfehlungen

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Entschleunigung

Lassen Sie sich ein, auf die tiefgründigere Welt der Literatur und Sie werden erfahren, welche Befriedigung ein gutes Buch bei Ihnen erzielen kann.
Brechen Sie mit altbekannten Regeln: Was ist schlimm daran einen Satz, einen Absatz oder gar ein ganzes Kapitel mehrmals zu lesen?
Was ist schlimm daran, ein Ihnen unbekanntes Wort zu recherchieren und müssen Figuren immer sympathisch und Geschichten beständig spannend sein?